Hoch aufragende Türme und eindrucksvolle Steinmauern auf steilen Felsen – dieses Bild verbinden wir gewöhnlich mit einer mittelalterlichen Burg. Der hier im Nordwesten von Litzelsdorf auf dem Ausläufer eines flachen Höhenrückens gelegene Ringwall entspricht jedoch nicht dieser romantischen Vorstellung. Ein kreisrundes, durch Aufschüttung künstlich erhöhtes Plateau von 55 m Durchmesser ist von einem Graben und einem bis zu 1,5 m hohen Wall umgeben. Als Herrschaftssitz des niederen Adels war ein derartiges, aus dem anstehenden Boden geschnittenes Erdwerk zwischen dem 11. und 14. Jahrhundert in ganz West- und Mitteleuropa verbreitet, wobei in der Regel ein einfacher, im Zentrum errichteter Turm dem Inhaber und seiner Familie als Behausung diente. Man nennt diesen Burgtypus daher auch Hausberg, Turmhügelburg, Motte oder der Funktion nach auch Warte, welche sich in der Namensgebung der Region „die Wart – Oberwart und Umgebung“ sowie lt. Bgld. Familiennamenbuch des Hianzenvereins in Namen wie zB: „Hochwarter“, mhd. hȱch und mhd. wart „Warte, Wacht, Platz von dem gespäht wird“ ableiten.
Die im Jahr 2015 von der Gemeinde Litzelsdorf beauftragten archäologische Sondagen belegen, dass die aus der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts stammende Anlage tatsächlich nie fertiggestellt worden war, ein Ergebnis, das auch dadurch Bestätigung findet, dass sich im Fundmaterial nicht die mittelalterliche Burg, sondern eine zerstörte Siedlung der Römischen Kaiserzeit abbildet.
In der frühen Geschichte des Königreiches Ungarn kam dem Gebiet des heutigen Burgenlandes die Rolle eines „Grenzödlandes“ zu, das Teil des ungarischen Grenzverteidigungssystem („Gyepű“) war. Insbesondere in gefährdeten Gebieten wurde eine Reihe von Grenzwächtersiedlungen gegründet. Ungarische und deutsche Ortsnamen verweisen bis heute auf diese „Schutztruppe“, die als eigenständige Bogenschützen kleineren Angriffen standhalten sollten. An Bächen und kleinen Flüssen wurden außerdem Verhaue und Wehre errichtet, die in der Lage waren, das Gebiet für feindliche Eindringlinge unpassierbar zu machen.
Bei der herrschaftlichen Erschließung der Grenzregion spielten vor allem zugewanderte, aus dem benachbarten Heiligen Römischen Reich stammende Adelige eine bedeutende Rolle. Im Hinblick auf die mittelalterliche Geschichte von Litzelsdorf seien vor allem die hier begüterten Güssinger genannt, ein Geschlecht, dessen Einfluss und Macht nicht zuletzt durch Schenkungen der ungarischen Krone rasch zunahm. In den 80er Jahren des 13. Jahrhunderts verleitete dies Iwan von Güssing zu mehreren Plünderungszügen nach Österreich – Überfälle, die der österreichische Herzog Albrecht von Habsburg mit der Aufstellung eines 15.000 Mann starken Heeres 1289 beantwortete und zu dem der ungarische König seine Zustimmung erteilte. Schauplatz dieses als „Güssinger Fehde“ bezeichneten Krieges war das heutige Burgenland, in dem die Truppen des Herzogs eine Burg nach der anderen eroberten. Im 1291 geschlossenen Frieden wurde den Güssingern die Zerstörung einiger ihrer Festungen aufgetragen; mit hoher Wahrscheinlichkeit wurden damals auch die Bauarbeiten an der Niederungsburg von Litzelsdorf eingestellt.
Der Verein Naturfreunde Litzelsdorf unter Obmann DI(FH) Thomas Hochwarter fungierten 2021 als Projektträger für den Grenzwächter-Rundwanderweg im Rahmen des Landesjubiläums zu 100 Jahre Burgenland 1921-2021. Sie betreuen die ca. 10km des Litzelsdorfer Teiles des gesamt ca. 28km langen Rundwanderweges durch die 3 Gemeinden.