Grenzwächter Wanderweg Karte

Litzelsdorf – vom römischen Kaiserreich zu den Grenzwächtern

Grenzwächter Wanderweg Karte

Die keltischen Boier dominierten seit dem 1. Jahrhundert vor Christus den westpannonischen Raum. Nach einem verlustreichen Krieg gegen die Daker gerieten sie unter die Herrschaft des norischen Königreiches, wo sie sich auch nach Eingliederung in das römische Kaiserreich eine gewisse Autonomie bewahren konnten. Noch im frühen 2. Jahrhundert n. Chr. standen der civitates boiorum eigene Fürsten (principes) vor. Litzelsdorf und die Region entlang des Wanderweges gehörten damals zum Stadtterritorum Savarias (ager savariensis), das bis an die Lafnitz reichte. An der Bernsteinstraße gelegen, entwickelte sich aus dem ehemaligen Marschlager der Römischen Armee durch Ansiedelung von Veteranen bereits früh eine zivile Siedlung, die 43 n. Chr. von Kaiser Claudius das Stadtrecht erhielt. Gewöhnlich wird Savaria auch mit dem Geburtsort des Heiligen Martin in Verbindung gebracht. Heute als burgenländischer Landespatron verehrt, wählten die Bewohner der Stadt Tours um 371 n. Chr. den ehemaligen römischen Soldaten zu ihrem Bischof. Sein Gedenken wird jährlich am 11. November begangen, dem Tag seiner Grablege im Jahr 397 n. Chr.

Heiliger Martin
Die keltischen Boier dominierten seit dem 1. Jahrhundert vor Christus den westpannonischen Raum.

In den ländlichen Gegenden rund um Savaria (Szombathely) sorgten zahlreiche landwirtschaftliche Betriebe, sogenannte villae rusticae, für die Versorgung der Bewohner von Stadt und Land. Mit römischen Gutshöfen ist auch in der Umgebung von Litzelsdorf zu rechnen, einer Region, die von einer gut ausgebauten Infrastruktur erschlossen war. Eine Vicinalstraße (Landstraße) am rechten Raabufer führte von Körmend nach Feldbach (Steiermark); ein Nebenweg zweigte bei St. Martin a. d. Raab ab, von wo eine Trasse über Rax, Königsdorf, Olbendorf und Riedlingsdorf zum Wechsel bestand. Zwischen Savaria und ihrer norischen Nachbarstadt Flavia Solva (Leibnitz) wird zudem eine über Hartberg führende Verbindungsstraße vermutet. Trotz der bereits im frühen 1. Jahrhundert n. Chr. einsetzenden Romanisierung kann noch über Generationen ein Fortbestehen einheimischer Traditionen beobachtet werden. Auf Grabsteinen findet man bis weit in das 2. Jahrhundert hinein Darstellungen von Frauen in norisch-pannonischer Tracht, während die Männer bereits in römischer Kleidung abgebildet werden. Traditionelle Trachtbestandteile der Frauen sind Hauben, Gürtelschließen und Riemenzungen sowie paarweise an den Schultern getragene Flügelund Doppelknopffibeln. Gut erhaltene Fragmente einer Doppelknopffibel und zweier Kniefibeln wurden 2015 im Zuge der Ausgrabungen in der Ringwallanlage in Litzelsdorf entdeckt, wobei die Tatsache ihres Vorhandenseins auf eine Umschichtung bzw. Störung kaiserzeitlicher Hügelgräber in diesem Bereich schließen lässt.

Seit dem 1. Jahrhundert n. Chr. geben Grabsteine Auskunft über die Verstorbenen, ihre berufliche Tätigkeit, ihre Herkunft, ihren gesellschaftlichen Stand und das erreichte Alter. Aus Litzelsdorf ist der zwischen 100 und 150 n. Chr. gesetzte Grabstein der freigelassenen Julia Vera bekannt, ein mächtiger Block, der gegen Ende des 19. Jahrhunderts in einem Hügel des norisch-pannonischen Gräberfeldes Körbelwald entdeckt wurde und heute im Foyer des Gemeindeamtes einen gebührenden Platz erhalten hat. In dieser epigraphischen Quelle wird das Schicksal einer im Alter von 20 Jahren verstorbenen jungen Frau wieder lebendig, einer ehemaligen Sklavin und Tochter des Caius, die möglicherweise im Hause des Titus Vedius Fuscinus und seiner Gattin Mercusenia Mesia zur Zufriedenheit diente und freigelassen wurde. Die Tatsache, dass dieses Paar den Grabstein aus wertvollem Marmor anfertigen ließ, könnte ein Hinweis dafür sein, dass Julia Vera als deren Tochter angenommen wurde.

Grabinschrift für die im Alter von 20 Jahren verstorbene Julia Vera, die nahe Litzelsdorf ihre letzte Ruhestätte fand.
Erste urkundliche Erwähnung von Litzelsdorf 1333. Die Urkunde erwähnt die Grenzwächter (speculatores) in der Umgebung

Die Grenzwächter(speculatores)

Im Jahr 1333 wird Litzelsdorf (Lődös) als ville Ludus erstmals in einer Urkunde des Kapitels Eisenburg (Vasvár) erwähnt, eine Kopie der lateinischen Handschrift ist heute im Sitzungssaal der Gemeinde zu sehen. Der ungarische Ortsnamen Lődös verweist auf jene Schützen, die als Grenzwächter ab dem 10. Jahrhundert für die Verteidigung des ungarischen Königreiches im Westen sorgten. Später kontrollierten sie unter anderem den Grenzhandel (Pferde, Getreide etc.) und wurden schrittweise in das lokale Herrschaftssystem als Kleinadelige integriert. Ein Zusammenhang der Grenzwächter mit der Ringwallanlage (Hotspot 10) lässt sich zwar historisch nicht nachweisen, ist aber keinesfalls auszuschließen. Die Gemeinde Litzelsdorf besitzt seit 1676 das Marktrecht und hat im Jahr 2021 ca. 1.133 Einwohner. Die Erstellung des Grenzwächterweges erfolgte im Rahmen des Landesjubiläums zu 100 Jahre Burgenland durch eine Kooperation der Marktgemeinde Litzelsdorf unter Bgm. Dipl.-HTL-Ing. Peter Fassl mit den Naturfreunden Litzelsdorf unter Obmann Dipl.-Ing.(FH) Thomas Hochwarter. Der Verein war auch der gemeindeübergreifende Gesamtprojektträger gegenüber dem Land Burgenland als Fördergeber