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Mammut-Funde in Wolfau

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Im Wolfauer „Sandriegel“ tauchten immer wieder Knochen fossiler Tiere auf. Dabei handelte es sich hauptsächlich um Knochen von Mastodon longirostris und Dinotherium/ Deinotheriun; sie werden wegen ihrer nach unten geneigten Stoßzähne auch als „Hauerelefanten“ bezeichnet. Die Funde aus Wolfau sind ca. 11,5 bis 11,3 Millionen Jahre alt (Unter-Pannon, Spätes Miozän).

Im Frühjahr 1926 entdeckte man auf dem Gemeindesandplatz neuerlich einen „Mammutfund“. Die Knochen wurden der hiesigen röm. kath. Volksschule übergeben. Aus einem Schreiben der Landesregierung an die Schulleitung geht hervor, dass die Funde nach Wiener Neustadt zu senden seien. Der Leiter der Volksschule, Franz Wagner, sah sich außerstande der Anweisung in dieser Form Folge zu leisten, und schließich wurde der Fund auf Kosten des Landes sachgemäß konserviert, verpackt und nach Eisenstadt befördert.

Die Marktgemeinde Wolfau

Dr. Alphons Barb vom Archäologisch-Epigraphischen Seminar der Universität Wien wurde „auf eine Expedition“ nach Wolfau gesandt. Barb berichtet ausführlich über den Fund: „In der Gemeinde-Sandgrube in Wolfau sollen wiederholt Knochenfunde gemacht worden sein. Der erste Fund, an den sich die Einheimischen erinnern, stammt aus 1863/64. Es wurden damals zwei grosse Kinnbackenstücke gefunden, die seither verlorengegangen sind. Andere Funde sollen nach Graz und Budapest gelangt sein. […] Die jetzt gefundenen Knochenreste [...] sind Mastodonknochen und zwar Ober- und Unterschenkelstücke, grosse Partien vom Kopf, zwei Rückenwirbel, Backen und Stosszähne; sie sind für das Landesmuseum in Eisenstadt sichergestellt. Weitere Nachgrabungen würden sich verlohnen [sic].“ Diese brachten jedoch kaum Ergebnisse. In einem Bericht in der Zeitung „Burgenländische Freiheit“ anlässlich der Eröffnung des Burgenländischen Landesmuseums wurden die Funde aus Wolfau als eine der Hauptsehenswürdigkeiten genannt. Somit bildeten die Wolfauer Knochen (neben dem Skelett des Windener Höhlenbären) den Grundstock der naturwissenschaftlich-paläontologischen Sammlung des Burgenländischen Landesmuseums.

Bruno Mühl mit seiner Frau Angela und einigen Fundstücken aus der Wolfauer Sandgrube
Vitrine mit Knochen aus Wolfau im damals neuen Burgenländischen Landesmuseum

Auch im Jahr 1933 wurden einige versteinerte Knochenbruchstücke eines Urtieres gefunden und höchstwahrscheinlich dem Landesmuseum übergeben. 1934 wurden wieder fossile Tierknochen gesichtet, doch bevor eine Bergung erfolgen konnte, wurden diese verschüttet. Nachgrabungen wurden unterlassen, da diese als zu aufwändig erschienen. Es sollte 50 Jahre dauern, bis wieder eine Meldung über fossile Knochen aus Wolfau erfolgte. Die zuerst für ein Kriegsrelikt gehaltenen Knochen wurden beschädigt; letztlich konnten sie aber unter der Obhut des Landesarchäologen Karl Kaus vom Landesmuseum übernommen werden.

Heute ist die Wolfauer Gemeindesandgrube, aus der das Baumaterial für so manches Wolfauer Haus gewonnen wurde, nicht mehr in Betrieb. Zukünftige paläontologische Neufunde werden daher wohl nur mehr zufällig, beispielsweise im Zuge von Baumaßnahmen entdeckt werden. Der historisch-identitätsstiftenden Bedeutung der Wolfauer Funde für das Burgenland tut dies jedoch keinen Abbruch.

Fundstelle 1926, zu sehen sind wahrscheinlich Bgm. Johann Mühl und sein Sohn Bruno