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Der Meierhof von Wolfau

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Wolfau gehörte als Teil der Herrschaft Schlaining den Grafen Batthyány, die zwischen 1827 und 1830 südöstlich des Ortes einen Meierhof errichten ließen. Nachdem Ludwig (Lajos) Batthyány wegen seiner Beteiligung an der Ungarischen Revolution im Jahre 1849 in Pest hingerichtet worden war, wurden seine Besitzungen vom Staat beschlagnahmt und an den Wiener Fuhrwerksunternehmer Franz Schmied verkauft. Schmieds Tochter und Erbin der Güter Wolfau und Kemeten (Vaskomját) heiratete den Offizier Mátyás (Mathias) Schoklitsch, in dessen Familie das Anwesen zwei Generationen lang blieb, ehe es Hermann Armin Schoklitsch 1908 verkaufte.

Tennisspieler auf einer Postkarte, versandt im Juli 1904 von den Besitzern des Wolfauer Meierhofs, Armin und Olga Schoklitsch.
Der Meierhof im Jahr 1896

Über das damalige Leben auf dem Hof ist kaum etwas bekannt. Bis auf jene Wolfauerinnen und Wolfauer, die dort arbeiteten, hatte kaum jemand aus der Dorfbevölkerung Näheres mit dem Gut zu tun. Bekannt ist lediglich, dass die Familie des Franz und der Juliana Mühl neben einer Reihe von Roma-Familien auf dem Hof lebten. Ing. Ewald Madl erinnerte sich, dass einige seiner Verwandten im Meierhof gearbeitet hatten – seine Großmutter mütterlicherseits war Stubenmädchen, der Urgroßvater Gärtner; es wurde auch ein eigener Kutscher beschäftigt, der zwischen Wolfau und Schlaining Güter und Personen transportierte. Der Meierhof war zweifellos ein wichtiger Arbeitgeber, der neben den fest Angestellten auch Taglöhnern Arbeit und Brot gab. Das Gut umfasste Wiesen- und Weideflächen, Äcker und Wälder sowie Gärten für Obst und Gemüse. Neben großen Stallungen für Kühe, Pferde und Schweine wird auch von einer Imkerei berichtet. Ein kleiner französischer Garten, ein Swimmingpool, eine Kegelbahn, vor allem aber ein Tennisplatz lassen ein für die damalige Zeit mondänes Leben der Besitzer erkennen, die insbesondere das Tennisspiel – elegant gekleidet – mit ihren vornehmen Gästen besonders anmutig zelebrierten.

Gutsherr nach Hermann Armin Schoklitsch wurde der in Auschwitz ermordete Samuel Schlenger. Finanzielle Sorgen angesichts der großen Depression könnten der Anlass gewesen sein, dass Schlenger das Gut bereits Anfang der 1930er Jahre an ortsansässige Bauern und die Österreichische Realitäten-Aktiengesellschaft verkaufte. Die Aktiengesellschaft – nach dem Anschluss Österreichs an Hitlerdeutschland in „Universale“ Hoch- und Tiefbau Aktiengesellschaft umbenannt – veräußerte schon im Frühling 1940 wieder an die „Deutsche Ansiedlungsgesellschaft“ (DAG), die in der „Ostmark“ in großem Stil Enteignungen, An-, Aus- und Umsiedlungen sowie Verpachtungen und Verkäufe durchführte. Nach Kriegsende wurde der Meierhof von der sowjetischen Armee besetzt und der USIA (Verwaltung des sowjetischen Eigentums in Österreich) einverleibt. Um das Gut lief vor Gericht ein Rückstellungsverfahren, in dem die „Universale“ versuchte, ihren einstigen Besitz wieder zu erlangen. Das Bemühen war 1957 von Erfolg gekrönt, dahingehend, dass der „Universale“ ein Teil ihrer einstigen Grundflächen wieder in das Eigentum übertragen wurde. Die Republik Österreich als Rechtsnachfolgerin der DAG veräußerte schließlich alle noch vorhandenen Grundstücke des einstigen Meiherhofs an die Bewohner von Wolfau.

Der Meierhof im franziszeischen Kataster um 1860. An der mit dem Punkt markierten Stelle wurde später das Schwimmbad gebaut.